Partnerschaftskomitée Landkreis Forchheim-Biscarrosse

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Rede Reinhard Heydenreich zum Annafest


Zum 40 jährigen Partnerschaftsjubiläum wurden am 25.7.2015 diverse Festreden gehalten. Wir dokumentieren die Manuskripte bzw. Übersetzungen - es gilt das gesprochene Wort.

Reinhard Heydenreich
Vorsitzender des deutsch-französischen Partnerschaftskomitees
des Landkreises Forchheim mit Biscarrosse
Auszüge aus der Rede anlässlich des Festaktes am 25. Juli 2015 in Forchheim
(Es gilt das gesprochene Wort.)
Ich spreche nicht über Europa, dies war, ist und bleibt unser gemeinsames Zuhause.
Ich spreche nicht über die deutsch-französische Freundschaft, diese ist eine Selbstverständlichkeit geworden.
Ich spreche nicht über den Elysée-Vertrag, Ich spreche nicht über das DFJW,
Ich spreche nicht über die beiden Partnerschaftskomitees, das sind schriftlich niedergelegte Bekundungen und Institutionen
Ich spreche über die Menschen, ich spreche über uns, über das, was sich in unseren Köpfen auch am heutigen Tag und über den heutigen Tag hinaus abspielt.
Da gab es 1974 einen gewissen Herrn Boe, eine Jacqueline Rapp,
einen Bürgermeister Roger Ducom,
in Biscarrosse auch schon einen Herrn Claude Delmaere, einen Georges Dejeau
einen Jean-Claude Harband am Collège und einen Herrn Faust am Lycée de Parentis
eine Mme Poitevin, einen M. Perrier, Leiter des Gymnasiums in Parentis,
einen Herrn Bernard Charpentier, Leiter des Chorale Cantelandes
In Forchheim ehrte man Herrn Landrat Otto Ammon,
die Herren Söllner, Messingschlager, Knaute, Hintzen,
auch eine Barbara Deutsch spazierte schon durch die Straßen Forchheims,
Dr. Walter Fuchs leitete das damalige Gymnasium Forchheim, das heutige Herder-Gymnasium,
der Madrigalchor der VHS Forchheim folgte den Taktvorgaben seines Dirigenten Otto Wicht

Ich spreche über die Freundschaft, über die persönliche Freundschaft, über den Willen zur Überwindung von sog. Erbfeindschaften – die heutige Jugend weiß davon nicht mehr viel, Gott sei Dank! - über den Willen, einen persönlichen Kontakt ohne jegliche Sprachkenntnisse herzustellen, zu pflegen und andere Menschen aufzufordern, diesen Willen, diese Willensstärke zu übernehmen, und den Auftrag weiterzuleiten, diese menschliche Freundschaft, die aus dem Herzen heraus gegründet wurde, von Jahr zu Jahr zu vertiefen. Diese Freundschaft war nicht aufgesetzt, sondern sie war eine politische Reaktion.

Und jetzt verstehen sie mich falsch und werden sagen, was will der Heydenreich jetzt mit seiner politischen Reaktion.

Liebe Gäste, wir alle sind seit Aristoteles ein zoon politikon, ein nach Gemeinschaft strebendes Wesen, und genau in diesem Streben nach Gemeinschaft haben diese Leute schon in der griechischen Antike gesagt, wir wollen nicht getrennt durch Grenzen, Traditionen, kriegerische Vergangenheit, und getrennt durch die Sprache unser Leben führen, sondern wir streben nach dieser gemeinsamen Zukunft.

Ich kenne unter den eingangs genannten Personen nur drei, die der Sprache des jeweiligen anderen mächtig waren, Herr Harband und Herr Faust als Deutschlehrer in Frankreich und Herr Dr. Fuchs als Schulleiter und Französischlehrer am jetzigen Herder-Gymnasium. Alle drei beherrschten die Sprache des jeweils anderen aus Berufsgründen. Alle anderen haben sich mit Händen und Füßen, aber vor allem mit den Augen, mit dem Geist, mit der Sympathie verständigt und eine Partnerschaft über vierzig Jahre nicht nur am Leben gehalten, sondern immer wieder bereichert. Und zu diesen allen anderen gehören Sie alle, auch diejenigen, die ich jetzt nicht namentlich erwähnt habe ...

Ohne Sie, verehrte Gäste, liebe Freunde aus dem Landkreis Forchheim, liebe Freunde aus der Stadt Biscarrosse, aus den Landes. Ohne Sie hätte diese dt. – frz. Partnerschaft nicht bis zum heutigen Tag 40 Jahre lang gelebt.

Es kommt doch auf die persönliche Begegnung an, darauf, dass man sich in die Augen schaut,

dass man spürt, dass man sich etwas zu sagen hat, und auch versteht, was der andere sagt und zum Ausdruck bringt, auch wenn man nicht viele Worte, sondern nur einen eingeschränkten Grundwortschatz zur Verfügung hat, dass man seine Türen öffnet, seine Arme ausbreitet, seine Gastfreundschaft zeigt, sein Inneres öffnet.

Es kommt darauf – und jetzt komme ich doch zu dem Thema, das ich nicht in den Vordergrund rücken wollte – es kommt darauf an, dass wir spüren, dass wir auf ein- und demselben Globus leben, und auf diesem auf ein und demselben Festland, nämlich Europa,

dass wir – daran können wir nichts ändern: - ein unterschiedliche Vergangenheit haben, aber eine gemeinsame Gegenwart und vor allem eine gemeinsame Zukunft.

Es kommt darauf an, dass wir unsere geschätzten und beliebten Traditionen bewahren,

die Stelzenläufer und die Baskenmütze, die fränkische Musik und unser Anna-Fest, aber dass wir die politischen Grenzen vergessen, denn ein zoon politikon – Sie erinnern sich – kennt keine Grenzen, nur eine Gemeinschaft.

Ich bedanke mich, dass es nach Bürgermeister Ducom einen Bürgermeister Junca gab und heute einen Bürgermeister Dudon gibt, die genau meine Philosophie vertreten, dass es immer noch einen Monsieur Delmaere gibt und vielleicht nach ihm eine Annemarie Deshayes, dass es einen Monsieur Amstutz im Chorale Cantelandes gab, dass es neue junge Deutschlehrer am Collège Jean Mermoz in Biscarrosse gibt,

dass es nach Herrn Otto Ammon Herrn Reinhardt Glauber als Landrat gab und nun Herrn Dr. Hermann Ulm, der sich gerne in den Reisebus setzt und 1500km zurücklegt, um unsere Philosophie zu vertreten, dass es neben Barbara Deutsch einen Ernst Deutsch gibt, ein Ehepaar Göller im Partnerschaftskomitee gibt, eine Kathrin Schürr im Landratsamt, dass es am Herder-Gymnasium nach Dr. Fuchs viele Schulleiter gab und heute eine Schulleiterin Lieselotte Rall-Weiß und eine Susanne Heydenreich und vielen andere junge Französisch-lehrer gibt, welche die jungen Schüler neben der emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten die sprachliche Verständigungsebene lehren,

dass es immer noch einen Otto Wicht gibt, der der sprachlichen Kommunikationsebene die Musik als Krone aufsetzt.

Lassen Sie uns bitte nicht aufhören, Schüler des Aristoteles zu sein.

Europa und die Welt werden Forchheim und Biscarrosse danken, weil wir einen minimalen Beitrag zur Friedenspolitik mit gewaltigen Auswirkungen leisten, die durch nichts zu ersetzen sind.

Mit uns gibt es nur Frieden und Harmonie.

Vielen Dank

R. Heydenreich


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